Diskussion zu Kinderserien

Am 7.11. 15 nehme ich als Mitglied des ZDF-Fernsehrats an der folgenden Diskussion teil:

Kinderserien – heute und gestern.
Eine Diskussionsrunde zur Qualität des fiktionalen Kinder,- Jugend- und Familien-programms
Gäste: Sebastian Andrae, Gerhard Hahn, Ingelore König, Oliver Passek und Sigi Rothemund,
Moderation: Verena S. Freytag und Esther Gronenborn
Sa., 7.11., 16.00 Uhr HFF Seminarraum 1

Mehr zu den diesjährigen „Tage der Regie“ unter:

http://www.deutscher-regiepreis.de/zeitplan/

 

Bericht über die Diskussion Jugendkanal in Leipzig

Der ZDF-Fernsehrat – ein Spiegel der Gesellschaft?

http://www.medientreffpunkt.de/index.php/presse/pressemitteilungen/der-zdf-fernsehrat-ein-spiegel-der-Gesellschaft/

Leipzig, 6. Mai 2015 – Auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland wurde heute über die Konsequenzen aus dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum ZDF-Staatsvertrag gesprochen. Auf dem Podium lieferten sich Henny Engels (Lesben- und Schwulenverband in Deutschland), Gabriele Schade (Vorsitzende MDR-Rundfunkrat), Oliver Passek (ZDF-Fernsehrat) und der Staatsrechtler Jochen Rozek (Universität Leipzig) unter Leitung der Medienjournalistin Ulrike Simon eine lebhafte Diskussion.

Ausgangspunkt der Debatte war die Auffassung des Bundesverfassungsgerichtes, dass der ZDF-Staatsvertrag in Teilen verfassungswidrig sei, und dessen Forderungen, den Einfluss der Politik zu begrenzen und gleichzeitig die Vielfalt der Gesellschaft in der Besetzung der Gremien abzubilden. Die Diskussion drehte sich darum, ob es gelungen sei, den politischen Einfluss zu begrenzen und die Gesellschaft abzubilden.

„Wir dachten, die Politik hat den Schuss gehört“, kritisierte Henny Engels, „hat sie aber nicht“. Sie beklagte, dass die Vielfalt der heutigen Gesellschaft im Fernsehrat keinesfalls ihre Entsprechung finden würde, dass etwa der Bund der Vertriebenen oder die Vereinigung der Opfer des Stalinismus einen sicheren Platz haben, während große Gruppierungen wie Migranten, Muslime, LSBTI-Gruppen oder auch Frauen, Familien und Senioren, darauf angewiesen sind, dass eines der Bundesländer einen entsprechenden Vertreter entsendet. Diese Kritik wurde von allen Diskutanten grundsätzlich geteilt. Gabriele Schade wies allerdings darauf hin, dass sich die Gremienmitglieder generell als Vertreter der Allgemeinheit sehen, die auch andere Interessen als nur die eigenen im Blick hätten.

Oliver Passek kritisierte die Neufassung des Staatsvertrages auch in Bezug auf die Eindämmung des politischen Einflusses als schlecht gemacht. Er prophezeite, dass viele Länder weiterhin die weisungsgebundenen Chefs der Staatskanzleien in den Fernsehrat entsenden würden, gleichzeitig aber unabhängige Parteienvertreter der Drittelregelung zum Opfer fallen würden. Zudem seien die Amtskirchen überproportional vertreten. „Das ist so unausgegoren, das kann man keinem Landtag zur Verabschiedung vorlegen“, so Passek. Genau dies geschehe nun aber. Passek bedauerte, dass bei der Neufassung weder eine echte öffentliche Debatte stattgefunden habe, noch die Länderparlamente ein echtes Mitspracherecht gehabt hätten.

Auch der Einfluss des Urteils auf die ARD-Anstalten wurde besprochen. So betonte Rozek, dass damit auch die gegenwärtige Zusammensetzung des MDR-Rundfunkrates, in dem 15 von 43 Mitgliedern – und damit mehr als ein Drittel – staatliche Vertreter sind, verfassungswidrig sei. Die Politik müsse diesen Zustand beenden, sonst könne jede Entscheidung des Gremiums angegriffen werden. Gabriele Schade sah in dem Urteil zunächst einmal eine Stärkung der Gremien, bedauerte es aber, dass sich die mitteldeutsche Politik nicht auf eine Neuregelung der Besetzung des MDR-Rundfunkrates hätte einigen können, bevor dieser im Herbst neu gewählt wird.

Vollkommen einig waren sich die Anwesenden, dass der neue Staatsvertrag trotz aller gravierenden Mängel die Länderparlamente höchstwahrscheinlich passieren werde. Diese seien in einer „Ratifizierungsposition“, sagte Rozek. Der Zeitdruck, den das Verfassungsgericht aufgebaut habe, würde ein Übriges tun.

Diskussionspanel auf der Gamezone

GAME ZONE – Edutain Me! Kulturelle Bildung und Gamefication
In Zusammenarbeit mit der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg diskutieren wir gemeinsam mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft über die Möglichkeit von Games in der Bildung.

Mit:

Dr. Carsten T. Rees, Vorsitzender des Landeselternbeirats Baden-Württemberg

Ursula Kluge, Aktion Jugendschutz, Landesarbeitsstelle Baden-Württemberg

Ulrich Winchenbach, Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg

Katharina Tillmanns, Co-President Games for Change Europe

Clemens Petzold & Timo Strohmaier, Kastanie Eins – Agentur für Kommunikation und Serious Games

Oliver Passek, Referent für Film und Medien im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg

Moderation: Prof. Sabiha Ghellal

Württembergischer Kunstverein Stuttgart
Do, 7.5./17 -19 Uhr

http://www.itfs.de/festival/gamezone/

 

 

Workshop zum Jugendkanal auf der Re:publica

https://re-publica.de/session/jugendplattform-ard-und-zdf-chance-fuer-netzoeffentlichkeit

Kurzthese

Die Politik hat ein öffentlich-rechtliches Jugendangebot im Internet beschlossen. Die Anstalten, die auf ein trimediales Angebot um einen TV-Sender hingearbeitet hatten, sind noch dabei sich zu neu zu sortieren. Damit öffnet sich ein Zeitfenster, in dem wir grundlegend fragen können: Was kann Grundversorgung vom Netz aus sein? Was ist Public Value in einer von partikularen Interessen bestimmten Netzöffentlichkeit? Welche Verantwortung hat eine öffentliche Institution im Ökosystem des Internet?

Beschreibung:
Im Oktober 2014 hat die Ministerpräsidentenkonferenz ARD und ZDF mit dem seit Jahren diskutierten Jugendangebot beauftragt, aber nicht als TV-Sender mit Radio und Internet drumrum, sondern als reine Internet-Plattform – ohne Sendungsbezug, ohne Drei-Stufen-Test, ohne Depublizierung nach sieben Tagen und mit einem Etat von 45 Millionen Euro.

Dass die U30 dort angesprochen werden, wo sie sich vorwiegend informieren und unterhalten, scheint offensichtlich, stellt aber einen mutigen medienpolitischen Paradigmenwechsel dar: den Bruch mit dem Primat des linear gesendeten Programms und der Sekundarität von Online aka Telemedien. Mit der Jugendplattform ist die Verbindung zum Massenmedienmodell gekappt. Grundversorgung ist im Netz angekommen.

Das ist ein großer Schritt für den Rundfunk, aber auch eine Riesenchance für die vernetzte Öffentlichkeit. Die besteht aus einer unermesslichen Vielfalt von Stimmen der unterschiedlichsten Richtungen, Interessen und Radikalisierungsgrade. Darin bieten nur die von uns Bürgerinnen und Bürgern beauftragten, bezahlten und kontrollieren Medien die Chance, im öffentliche Interesse zu recherchieren und zu berichten.

Nicht umsonst fordert Markus Hündgen, Veranstalter des Deutschen Webvideopreises, ein öffentlich-rechtliches Youtube. Andernfalls müssten wir im zunehmend wichtiger werdenden audiovisuellen Wissensraum des Netzes auf journalistische, edukative und künstlerische Inhalte verzichten.

„Internet ist Dialog, Fernsehen ist Monolog,“ schreibt Hündgen. Der erste Schritt ist daher, diesen Dialog mit der Netzgemeinde und vor allem den 14-29-Jährigen zu eröffnen, damit die Jugendplattfom kein Angebot für, sondern mit der Zielgruppe wird.

Wie kann eine originär vom Netz aus konzipierte Grundversorgung aussehen? Wie kann die Plattform zu einem Ort für zuverlässige, vertrauenswürdige Informationen werden? Wie kann sie aktive und kritische Medienkompetenz fördern? Was kann sie mit Aufklärung und gutem Beispiel für ein offenes Internet tun, für Netzneutralität, Suchneutralität, Datenschutz, Technologieneutralität, Breitbandausbau und freie Netze? Und was können wir dazu beitragen?

Die Debatte ist eröffnet.

 

Speakers

wissenschaftlicher Leiter „Grundversorgung 2.0“
Mitglied im Präsidium

Team

STG-T
Dienstag, 5. Mai 2015 – 14:45 bis 15:45
Deutsch
Workshop
Fortgeschrittene

Podiumsdiskussion zur Rundfunkaufsicht


Die Maßgaben des Urteils

Gremien und Politikeinfluss

Am kommenden Mittwoch (6. Mai 2915) von 14.00 bis 1500 auf den Medientagen in Leipzig:

http://www.medientreffpunkt.de/index.php/programm/mittwoch/308-massgaben/

Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts im vergangenen Jahr war eindeutig: zu wenig Staatsferne und Transparenz in der Besetzung der ZDF-Aufsichtsgremien. Bis Juni müssen die Regierungschefs der Bundesländer nun einen ZDF-Staatsvertrag aushandeln, der 2016 in Kraft treten soll. Der im Februar vorgelegte Entwurf gibt nach Meinung Vieler aber Anlass zur erneuten Kritik. Die Staatsferne müsse deutlich klarer formuliert werden.

Wer kontrolliert wen?

Was wird sich tatsächlich verändern?

Welche Auswirkungen haben die Vorgaben des Urteils auf die Gremien der ARD-Anstalten?


Podium:

 Moderation:
Ulrike Simon
Medienjournalistin

Neues zum Jugendkanal von ARD und ZDF

In letzter Zeit wurden wieder eine ganze Menge Artikel zu dem Thema publiziert:

 

http://meedia.de/2015/02/16/ard-chef-marmor-erwartet-vom-digitalen-jugendkanal-bloedsinn-und-einen-start-mitte-2016/

http://www.merkur-online.de/tv/ard-zdf-wollen-mehr-jugendliche-begeistern-zr-4720785.html

http://www.digitalfernsehen.de/Jugendkanal-ARD-und-ZDF-wollen-fehlendes-Konzept-nachliefern.124736.0.html

 

 

 

 

Internet-Namensraum vor großen Herausforderungen

 

Im Juni traf sich in London zum 50. Mal die ICANN-Community, um über so wesentliche „Internet-Governance-Themen“ wie den  Status-Quo des Multi-Stakeholder-Modells, die Erweiterung des Internet-Namensraums  oder die Struktur der Root-Server zu sprechen. Ein ganz wichtiges Thema ist auch der geplante Rückzug der USA über die so genannte „IANA“. Die „Internet Assigned Numbers Authority“ gilt als  das Herzstück der Verwaltung zentraler Netzinfrastrukturen wie der „DNS-Rootzone“ mit den Top-Level-Domains und als wichtigste Instanz bei der Vergabe von IP-Adressblöcken. ICANN soll nun einen Vorschlag zur Gestaltung des künftigen „IANA-Managements“ erarbeiten. Damit ziehen sich die USA ein Stück weiter aus ihren direkten Einflussmöglichkeiten auf das Internet zurück. ICANN soll bei der Neustrukturierung ausdrücklich auch mit der Netzöffentlichkeit zusammenarbeiten.

Diese bevorstehende Zuständigkeitsänderung ist in London auch ein großes Thema für die bei ICANN in der so genannten „At-Large-Struktur“ zusammengeschlossenen zivilgesellschaftlichen Akteure gewesen. Natürlich spielten für die Zivilgesellschaft weitere wichtige Themen wie die Gewährleistung der Netzneutralität oder die demokratische Ausgestaltung des Internet-Namensraums eine gewichtige Rolle,  doch auch bei der Reform der Internetaufsicht will man über eine Arbeitsgruppe mitreden, die sich aus verschiedenen ICANN-Gremien zusammensetzen soll und demnächst ihre Arbeit aufnehmen wird.

 AT LARGE als zentrales Instrument zur Nutzereinbindung

Diverse Organisationen sind weltweit für die Verwaltung des Internets zuständig – die ICANN und die IANA verwalten dabei im Wesentlichen die weltweiten IP-Adressen und die DNS-Rootzone. ICANN zeichnet sich dabei durch einen besonderes Mitbestimmungssystem aus. Der so genannte Multi.-Stakeholder-Ansatz besagt, dass alle gesellschaftlichen Akteure, denen das Internet etwas ausmacht, wie Unternehmen, Regierungen, Akteure der Zivilgesellschaft, aber auch die technische Community oder Gewerkschaften intensiv kooperieren und eine Entscheidungsfindung möglichst auf Augenhöhe stattfindet. So setzt sich das maßgebliche ICANN-Board aus mehrheitlich aus Vertretern zusammen, die von einem unabhängigen und plural zusammengesetzten Nominierungs-Komitee vorgeschlagen werden, so ist auch eine Mitsprache der Zivilgesellschaft grundsätzlich gewährleistet.

Grundsätzlich  ist beim ICANN-Modell jede Strukturgruppe auf dem gleichen Level, nur die Regierungen verfügen über mehr Rechte. So muss der ICANN-Vorstand  etwa zwingend antworten, wenn das „Government Advisory Commitee“ über ICANN eine Anfrage startet oder formale Bedenken hat.

Damit die Zivilgesellschaft mit einer möglichst starken Stimme sprechen kann existiert seit 2003 ein System bei ICANN, bei dem über die Bildung lokaler und regionaler At-Large-Strukturen die weltweite Nutzercommunity in die Arbeit von ICANN einbezogen werden soll.

Dafür würde ein so genanntes „At Large Advisory Committee (ALAC)“ ins Leben gerufen, um den Internetnutzerinnen und -nutzern auch strukturellen Einfluss innerhalb ICANNs zu geben. Es werden aus jeder geographischen Region (Afrika, Asien/Pazifischer Raum , Lateinamerika/Karibik, Europa, Nordamerika) Mitglieder für dieses Gremium ernannt, das wiederum Verbindungspersonen für den ICANN-Vorstand ernennt und  über das „Nominating Committee“ auch Einfluss auf weitere wichtige Positionen innerhalb von ICANN ausübt. Es kann eigenständig Öffentlichkeitsarbeit machen und so die Nutzerinteressen vorantreiben. ALAC soll dabei eng mit Bürgerrechtsgruppen, Akademische Vereinigungen, Forschungsgruppen und Verbraucherschützern zusammenarbeiten.

Wenn sich mehrere lokale At-Large-Strukturen in einer Region gebildet haben, können diese Gruppen im Rahmen einer eigenen „Regional-At-Large-Organisation (RALO)“ zusammenarbeiten, die wiederum ihre Mitglieder in die entsprechenden weiteren At-Large-Strukturen entsendet – in Europa nennt sich so ein Zusammenschluss EURALO.

Natürlich hört sich dies in der Theorie besser an als in der Praxis, und es gab ja auch bereits Versuche direkter Netzdemokratie bei ICANN (Online-Wahl eines Direktorenposten im Jahr 2000), doch immerhin gelingt es immer wieder, Aktivisten aus der Nutzercommunity in wichtige ICANN-Gremien zu platzieren.

EURALO und der Ansatz für mehr Mitbestimmung

EURALO bildet die europäische Struktur von “At Large” ab und wurde 2007 gegründet. Mittlerweile sind rund 30 Mitgliederorganisationen aus Europa dabei, darunter viele Ableger der NGO „Internet Society“, die in Deutschland jedoch praktisch keine Rolle spielt. In Deutschland zählen neben „Digitale Courage“ die „Deutsche Vereinigung für Datenschutz (DVD)“ oder das „Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF)“ zu den Mitgliedsorganisationen. Erfreulicherweise sind mit der EURALO Ind. Assoc. und ISOC Portugal 2014 zwei neue Organisationen hinzugekommen. Aus Deutschland vertreten Sandra Hoferichter (als At-Large-Advisory-Committee-Mitglied) und Wolfgang Kleinwächter (als Boardmitglied) EURALO in den ICANN-Strukturen.

Interessant: Auch individuelle Mitgliedschaften sind grundsätzlich möglich. In London fand ein Meeting („GA-Inline“) von Aktivisten statt, die diese Form der ICANN-Beteiligung weiter voranbringen möchten. Doch EURALO versucht bereits seit längerem, weit über die eigene Strukturen hinaus zu agieren. So waren EURALO-Mitglieder maßgeblich an der Gründung und Lancierung des jährlich stattfindenden und hochkarätig besetzten Internet Governance-Dialogsvon EuroDIG beteiligt; EURALO ist dabei institutioneller Partner neben dem Europarat, der Schweizer OFCOM, der EBU, dem Europäischem Jugendforum und weiteren Organisationen.

Auch an der Gründung einer so genannten ICANN-Akademie ist EURALO beteiligt, diese soll vor allen Dingen Neulingen (über ein bereits existierendes Stipendienprogramm zur Teilnahme an ICANN-Meetings hinaus) die Möglichkeit bieten, durch Fachseminare und Mentoren besser und schneller die ICANN-Strukturen zu verstehen.

EURALO steht in den nächsten Monaten vor zahlreichen Herausforderungen. Im Vordergrund steht nach wie vor die Vergrößerung der Mitgliedschaft. Während man vor allem in Westeuropa gut aufgestellt ist, gibt es nach wie vor große Lücken in Ost- oder Südeuropa, obwohl z.B. Bulgarien, Portugal, die Ukraine oder auch Slowenien mittlerweile dabei sind. Ambitioniertes Ziel bleibt es, in jedem europäischen Land über eine Mitgliedsorganisation zu verfügen. Potential ist im Bereich Wissenschaftliche Organisationen und neueren Datenschutzbewegungen zu sehen – vor allem  junge Menschen müssen stärker eingebunden werden. Auch die Dominanz der „Internet Society“, in Deutschland eher ein loses und unbedeutendes Bündnis, ist ein immer wiederkehrendes Thema.

Der neue Internetadressraum ist voll kommerzieller Bedrohungen

Wichtige politische Themen für EURALO sind die Demokratisierung des Namensraums, die bessere Auffindbarkeit von Nischenangeboten und die multikulturelle Abbildung der Domainnamen durch Schriftarten wie arabisch oder kyrillisch. Der Handlungsbedarf in Sachen Domain-Registrierung ist riesig; Die teuersten Domains wechselten in Deutschland in den letzten Jahren schon mal für sechsstellige Beträge den Besitzer, in den USA flossen gar Millionenbeträge.

Hier hat sich in den letzten Jahren unheimlich viel getan. So hat ICANN Anfang diesen Jahres zahlreiche neue, vor allem generische Top-Level-Domains (TLDs) freigeschaltet. Darunter relevante Städtedomains wie „.berlin“ oder „.hamburg“. Aber auch absurde Endungen wie „.guru“ oder solche mit hohem kommerziellen Potential wie  „.hotel“, „.shop“ oder „.sport“.

Unter den neuen deutschsprachigen Endungen sind einige weitere mit regionalem Bezug dabei („.koeln“, „.wien“, „.bayern“, „.nrw“, „.saarland“ und „.tirol“), fünf beziehen sich direkt oder indirekt auf Branchen („.haus“, „.reise“, „.reisen“, „.schule“ und „.versicherung“), zwei weitere sind eher allgemein gehalten („.kaufen“ und „.gmbh“).

Rund 2000 Bewerbungen um eine neue Domain-Endung sind insgesamt seit der ersten großen Bewerberphase im Jahr 2012 bei ICANN eingegangen. In rund 675 Fällen geht es dabei um Markenendungen wie „.audi“ oder „.lidl“, auf die Markeninhaber exklusiv Zugriff haben. Es bleiben ungefähr 1.250 Bewerbungen um öffentlich zugängliche Top-Level-Domains (TLDs) übrig. Der Antragsvorgang selbst ist sehr kompliziert und sehr teuer: Allein das Anmeldeverfahren verschlingt eine sechsstellige Summe und In den so genannten „fakultativen Landrush-Phasen“ werden kommerziell besonders interessante „Premium“-Domains an den Meistbietenden versteigert. Mit Beginn der Allgemeinen Verfügbarkeit gilt dann das „First-come-first-serve-Prinzip“. Von den gesamten Bewerbern haben bisher rund 330 das Prüfungsverfahren erfolgreich durchlaufen – Markenrechte hatten dabei stets Vorrang.

Sicherlich gibt es jetzt schon positive Auswirkungen: die Abhängigkeit von Suchmaschinen nimmt durch direkte Browsereingaben ab und alle Einwohnerinnen und Einwohner können ihre neuen Städte- oder Regionendomains für Namen, Vereine oder Firmen nutzen: Das Netz wird so ein ganzes Stück dezentraler. Der Bedarf scheint gerade hier vorhanden So ist „.berlin“ bislang eine der erfolgreichsten neuen TLDs.

Auch gibt es sehr schöne Domainprojekte in der Nische: So hat die Hamburger Werbeagentur thjnk eine Domain beantragt, die Geld für den Kampf gegen Aids einbringen soll: die Top-Level-Domain „.hiv“. Funktionieren soll es folgendermaßen: Die Käuferinnen und Käufer einer „.hiv“-Domain bezahlen 150 Euro pro Jahr für die Registrierung. Ein Großteil des Geldes soll in Projekte für die Aidsbekämpfung fließen. Schon vor dem offiziellen Start der Domain am 26. August diesen Jahres soll es bereits über 10.000 Vorregistrierungen geben.

Leider gibt es auch bedenkliche Entwicklungen: Die Endung „.kinder“ will Ferrero exklusiv für seine „Kinder“-Produktlinie nutzen,  „.vermögensberatung“ sowie „.vermögensberater“ soll eine geschlossene Endung der Deutschen Vermögensberatungs AG werden. Google ist natürlich auch mit von der Partie. Über die Firmentochter „Charleston Road Registry“ hat sich der Konzern für über 100! Endungen beworben. Darunter auch zahlreiche Markenendungen wie „.youtube“ und „android“.Im deutschen Sprachraum interessiert sich Google bislang jedoch nur für die Endung „.gmbh“. Auch Amazon ist bei den neuen Endungen prominent dabei. Über die in Luxemburg angesiedelte Tochter „Amazon EU S.à r.l.“ bewirbt sich der E-Commerce-Riese um 76 Endungen, darunter TLDs wie „.kindle“, „.read“ oder  „.music“.

Amazon hat nun zumindest den Kampf um die neue Top-Level-Domain „.amazon“ verloren. Der ICANN-Regierungsbeirat GAC kam auf Drängen Brasiliens, Peru, Argentinien, Chile und Uruguay beim 47. ICANN-Treffen überein, die ICANN zur Ablehnung der Bewerbung aufzufordern. Doch es geht um zahlreiche weitere Domains: Amazon hat sich alles in allem für 76 neue Top-Level-Domains beworben, hierunter auch die heißbegehrte „.book“-Domain.

Auch scheint sich ein weiterer unschöner Trend zu etablieren. Das kommerzielle  Potential neuer TLDs scheint so hoch zu sein, dass finanzstarke Investment-Funds die horrenden Anmeldegebühren für noch so abwegige Adressen investieren und mit globalen Großregistraren wie z.B. „Go Daddy“ aus den USA eng kooperieren. So hat als weiteres Beispiel das aus dem Hedgefondsumfeld stammende US-Registry-Startup „Donuts“ über 300 Bewerbungen für neue Endungen eingereicht. Für jede einzelne Bewerbung wurde eine eigene Firma mit so wohl klingendem Namen wie „Outer Moon“ oder „New Cypress“ gegründet, um direkt in das Endkundengeschäft einsteigen zu können. Im deutschen Sprachraum wird „Donuts“ die beiden deutschsprachigen Endungen „.schule“ (startet am 20. 8 14) und „.reisen“ (23. Juli14) betreiben. Um die Endung „.gmbh“ streitet sich „Donuts“ gerade mit vier anderen Unternehmen, darunter zwei kleinere  deutsche Bewerber sowie (Überraschung!) ausgerechnet wieder Google.

Doch warum spielen selbst bei so allgemeinwichtigen Domains wie „schule“ vorwiegend kommerzielle Interessen eine Rolle?  Eigentlich sollten bei gesellschaftsrelvanten TLDs Bewerbungen Vorrang genießen, welche zuerst die Interessen der jeweiligen Nutzerinnen und Nutzer oder Branchen bei der Registrierungspolitik berücksichtigen – so genannte „Community-Interessen“. Doch die hierfür implementierte Überprüfung – „Community Prior Evaluation“ – funktioniert nicht, bislang unterlagen die Communities in acht von zehn Streitfällen. Dies liegt im Wesentlichen an den zu strikten ICANN-Regularien  für  Community-Bewerbungen, die u.a. detaillierte Mitgliederlisten, Mitgliedsgebühren und Satzungen vorsehen. Oder auch an dem Betreiber der Evaluierung: ICANN entschied sich für die Tochter eine globalen englischen Wirtschaftsverlages („Economist“).

Mitmachen bei ICANN ist alternativlos

Die „Schlacht“  um den Internet-Namensraum geht weiter. So hat die „Generic Names Supporting Organization (GNSO)“ innerhalb von ICANN bereits mit einem „Call for Volunteers“ vom Juli alle Freiwilligen dazu aufgerufen, an Diskussionen zu den nächsten Einführungsrunden – auch zur Rechtewahrung der NGOS -teilzunehmen. Wichtig ist, dass die Stimme der Zivilgesellschaft nicht zu kurz kommt, eine möglichst breite Beteiligung wäre großartig; Informationen unter: http://gnso.icann.org/en/.

Unstrittig ist: Um die globale Entwicklung des Netzes auch als zivilgesellschaftliche Akteur(in) zu beeinflussen, ist ein Mitmachen bei ICANN momentan alternativlos.  Die Einstiegsschwelle dabei ist gar nicht hoch: So ist z.B. die deutsche NGO „Digital Courage“ Mitglied bei EURALO und kann jederzeit über Einstiegsmöglichkeiten informieren.

Oliver Passek

 

 

 

Dossier zu Open Source mit Zitat von mir

Offen für Neues: Open Source jenseits von Software-Communities

Stuttgart | 05.08.2014 | Open Source spielt bei der Weiterentwicklung des IT-Standortes Baden-Württemberg eine zentrale Rolle Transparenz und Offenheit stehen bei Open Source im Vordergrund. (Bild: Samuel G. / pixelio.de)

Open Source war lange Zeit ausschließlich ein Thema für Software-Entwickler. „Open Source“, das heißt zunächst einmal nichts anderes als „offene Quelle“ oder „offener Quellcode“ – ein Begriff, der in seinen Anfängen tatsächlich aus der Softwareentwicklung stammt. Bis in die frühen 1970er Jahre war der Quellcode von Softwareprogrammen frei zugänglich. Wenig später wurden dann die meisten Anwendungen proprietär, das heißt man muss zunächst Lizenzen erwerben, um sie nutzen zu können. Dagegen formierte sich Widerstand unter den Software-Entwicklern und die Anhänger von quelloffener Software gründeten die „Free Software Foundation“.
In den späten 1990er Jahren wurde dann der Begriff „Open Source“ in Abgrenzung zu „Freier Software“ eingeführt. Gleichzeitig schuf man sogenannte Open-Source-Lizenzen, die zwar im Kern den Grundsätzen der „Free Software Foundation“ entsprachen, aber eine bessere Vermarktung von quelloffener Software ermöglichen sollten. Tatsächlich nahm seit dieser Zeit die kommerzielle Nutzung von Open-Source-Software (OSS) rasant an Fahrt auf. Open Source ist verbreiteter, als man denkt. (Logos: Linux, Android und Mozilla Firefox)

Open-Source-Software: Erfolgreich trotz Imageproblem

„Technisch gesehen hat Open Source schon seit Langem eine hohe Bedeutung“, sagt Sven Meintel, Netzwerkmanager des Open Source Beratungszentrums bei der MFG in Stuttgart. Vor allem in den Bereichen Server-Betriebssysteme, Web- und E-Mail-Server, Datenbanken und Middleware spielt OSS eine wichtige Rolle. „In der öffentlichen Wahrnehmung war das Thema dagegen lange Zeit nicht sonderlich präsent“, so Meintel. Apache, Firefox und Android sind zwar fast jedem Computernutzer ein Begriff – doch längst nicht jeder weiß, dass es sich dabei um Open-Source-Technologien handelt. Und so verwundert es nicht, dass sich auch heute noch zahlreiche Mythen um das Thema ranken. „Open-Source-Software wird nach wie vor häufig mit Community-Software gleichgesetzt. Dass es auch professionelle Firmen gibt, die erfolgreich auf Open-Source-Technologien setzen, ist vielen nicht bewusst“, erzählt Meintel.
Zugleich hat das Prinzip Open Source in den letzten Jahren viele begeisterte Anhänger jenseits der Software-Communities gefunden. Projekte wie die freie Enzyklopädie Wikipedia berufen sich auf dieselben Grundsätze wie die Open-Source-Bewegung: Offenheit, Transparenz und gemeinschaftliche Zusammenarbeit. Schließlich lässt sich nicht nur Quellcode offenlegen, sondern auch Wissen und Ideen. „Open Source wird immer mehr zum Querschnittsthema, das auch auf andere Branchen und Gesellschaftsbereiche ausstrahlt“, sagt Peter Ganten, Vorstandsvorsitzender der Open Source Business Alliance, und nennt als Beispiel den Open-Innovation-Trend in großen Teilen der Industrie. Experte für Netzpolitik mit eigenem Blog: Till Westermayer (Bild: privat)

München und Schwäbisch Hall sind die Open-Source-Vorzeigeprojekte

Doch das Vorhandensein solcher Ansätze erklärt noch nicht, warum das Prinzip „Open Source“ gerade in den letzten Jahren derartig boomt. Einer der Gründe ist ganz praktischer Natur: „Es funktioniert“, sagt Netzpolitikexperte Till Westermayer. Leuchtturmprojekte wie die Linux-Einführung in München und Schwäbisch Hall hätten gezeigt, dass Open Source kein Flickwerk von vielen, sondern eine ernst zu nehmende Alternative zu proprietären IT-Systemen ist. „Gerade im Bereich Qualitätssicherung sind Open-Source-Produkte den klassischen Softwarelösungen häufig überlegen“, so Westermayer. Und in der IT-Branche wird Open-Source-Software schon lange als sichere Alternative zu proprietärer Software gehandelt – auch wenn der Heartbleed-Zwischenfall gezeigt hat, dass es 100-prozentige Sicherheit nicht gibt.
Eine wichtige Rolle spielen auch die neuen technischen Möglichkeiten. Das Web 2.0 hat ein grundlegendes Open-Source-Prinzip – die gemeinschaftliche Zusammenarbeit – deutlich erleichtert. Projekte wie Wikipedia, das Open-Data-Portal des Landes Baden-Württemberg oder die Open-Access-Repositorien der Hochschulen wären ohne das Internet und eine umfassende Vernetzung gar nicht denkbar. Denn Teilhabe funktioniert nur, wenn alle, die sich einbringen wollen, auch einbringen können.

Politik will Open Source  stärker fördern

Und auch die Politik hat Anteil an der Förderung des Open-Source-Gedankens. „Auf Bundesebene ist die ‚Digitale Agenda‘ ein Bekenntnis zum Open-Source-Prinzip“, sagt Sven Meintel. „Bei Beschaffungen der Bundesverwaltung bauen wir praktische Hemmnisse für Open-Source-Software (OSS) mit dem Ziel der Chancengleichheit weiter ab“, heißt es im aktuellen Entwurf des Papiers. Auf Landesebene bildet das Thema Open Source – neben Cloud Computing und Green IT – einen der Schwerpunkte bei der Weiterentwicklung des IKT-Standortes Baden-Württemberg.

Auch die IKT-Allianz Forward IT, die sich im Rahmen des ersten baden-württembergischen IKT-Gipfels im September 2013 formierte, hat das Thema Open Source in ihr Programm aufgenommen. Zusätzlich ist mit der OSB Alliance der zentrale Ansprechpartner für OSS in Deutschland in die Forward IT eingebunden. Experten erhoffen sich einen zusätzlichen Schub für das Thema Open Source, wenn die vom Kabinett beschlossene IT-Neuordnung in Kraft tritt. Sie sieht vor, dass eine neue zentrale Landesbehörde für den IT-Betrieb in Baden-Württemberg geschaffen wird – mit einem CIO an der Spitze.

Zentraler IT-Landesbetrieb könnte das Thema Open Source beflügeln

„Bisher gibt es keine einheitliche Open-Source-Strategie für Baden-Württemberg. Jede Behörde und jedes Ministerium verfügt über unterschiedliche Komponenten“, erklärt Oliver Passek, Referent für Film Medien beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. „Das Thema Open Source spielt vor allem bei Einzelprojekten eine Rolle, wie zum Beispiel beim Projekt Bildungscloud von OSB Alliance und Kultusministerium.“ Auf kommunaler Ebene wird immer wieder das Projekt in Schwäbisch Hall als vorbildhaft gelobt. Auch Freiburg hat einen Vorstoß in Sachen Open Source unternommen, ist am Ende aber wieder zur alten Lösung zurückgekehrt. „Wenn der zentrale Landesbetrieb und mit ihm eine gewisse Vereinheitlichung kommt, wird man vielleicht auch das Thema Open Source in einem größeren Kontext angehen“, glaubt Till Westermayer.
Ein gewisses Wohlwollen gegenüber dem Thema Open Source in Politik und Verwaltung ist jedenfalls spürbar. „Wir freuen uns, dass vieles von dem, was wir sagen, sich in den politischen Programmen wiederfindet“, sagt Peter Ganten. Zugleich wünscht er sich ein noch klareres Bekenntnis zu Open Source. „Wir fordern, dass Open-Source-Software in öffentlichen Ausschreibungen bevorzugt wird, wenn zwei Angebote funktional vergleichbar sind“, so der Experte. Denn der Staat sei gehalten, nicht das preiswerteste, sondern das wirtschaftlichste Angebot auszuwählen. „Digitale Gesellschaft“: die neue Feature-Reihe der MFG Innovationsagentur (Bild: MFG)

Eine professionelle Alternative zu proprietären Produkten

Nun ist OSS zwar häufig günstiger als lizenzpflichtige Programme – gänzlich kostenlos ist sie dennoch nicht zu haben. „Die Umstellung, Beratung, Updates und Anpassungen – all das ist mit Kosten verbunden“, sagt Till Westermayer. Und auch die Lizenzierung von OSS ist ein Punkt, den man bei der Evaluierung nicht außer Acht lassen darf. „Im Bereich Open Source existieren eine Menge Lizenzen, die teilweise einen großen Einfluss auf das Businessmodell oder die spätere Verwendung beziehungsweise den Umgang mit der Software haben – insbesondere, wenn man die Software kommerziell vertreiben möchte“, erklärt Sven Meintel.
Dennoch wiegen die Vorteile von Open-Source-Software aus Sicht vieler Fachleute die Nachteile bei Weitem auf. Einig sind die Experten auch darin, dass Open Source sich als professionelle Alternative zu proprietären Softwarelösungen zunehmend durchsetzen wird. Aber auch jenseits der Software-Communities wird das Thema an Bedeutung gewinnen. Den Grund nennt Peter Ganten: „Weil viele Industriezweige erkennen, was die Open-Source-Gemeinde schon vor fünfzehn Jahren erkannt hat: dass sich Wertschöpfung nicht nur aus Produkten, sondern auch aus Service und Kundenbeziehungen generieren lässt.“

Autorin: Michaela Kürschner

Weiterführende Links:

Open Source Beratungszentrum Baden-Württemberg Open Source Business Alliance

Open-Data-Portal des Landes Baden-Württemberg Das Münchner Projekt LiMux Open-Source-Projekt in Schwäbisch Hall

Digitale Agenda Forward IT Wikipedia GNU-Projekt

„Jugend ohne Sender“ – Diskussion auf den Medientagen in Leipzig

Jugend ohne Sender

Gepostet  am 06. Mai 2014 in Aktuelles, Fotos, Pressetexte

Leipzig, 6. Mai 2014 – Beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland wurde heute sehr kontrovers über das geplante Jugendangebot von ARD und ZDF diskutiert. Die zentrale Frage war: Wie gewinnt man die Jugend?

Doch bevor Peter Boudgoust, SWR-Intendant, Oliver Passek, Mitglied des ZDF-Fernsehrats und Claus Grewenig, Geschäftsführer des VPRT, sich über das vorliegende Konzept austauschten, wiesen alle Beteiligten darauf hin, dass noch gar nicht klar ist, ob es ein  solches Angebot überhaupt geben wird. Schließlich müssten die Ministerpräsidenten einstimmig einen solchen Auftrag beschließen, doch das Thema wurde immer wieder vertagt.

Vor allem Claus Grewenig sah die Idee eines eigenen Jugendsenders sehr skeptisch und fragte, warum man denn nicht im Hauptprogramm Formate für Jugendliche unterbringen könne. Die öffentlich-rechtlichen Anstalten hätten diese Zielgruppe jahrelang vernachlässigt, das würde nun durch ein Spartenprogramm auch nicht besser. Zudem wunderte er sich, warum man überhaupt einen gesonderten Auftrag brauche, um Programm für Jugendliche zu machen. Man hätte doch schon längst einen der zahlreichen existierenden Digitalkanäle umwidmen können, kritisierte er. „Man hat hinreichend Fläche gehabt, um zu experimentieren”, so Grewenig. „Das Problem war ja lange bekannt.”

Peter Boudgoust verteidigte das Konzept, an dem auch er mitgearbeitet hat. Man würde mit diesem Konzept dem Trend der zunehmenden Ausdifferenzierung des Medienkonsums Rechnung tragen. Zudem sei die Crossmedialität essentiell, um die jugendlichen Nutzer zu erreichen. Zweifel daran, dass die öffentlich-rechtlichen Sender der Zielgruppe etwas zu bieten haben, hatte er keine: „Jungendliche interessiert alles, was ihre Lebenswelt betrifft”, so Boudgoust. Dies wolle man mit dem öffentlich-rechtlichen Anspruch liefern. Das Netz sei pure Subjektivität, demgegenüber müsse man Objektivität und Haltung liefern.

Auch Oliver Passek unterstützte die Idee eines eigenen crossmedialen Jugendangebots, sah in Ihm sogar eine „Überlebensfrage”. Denn die Jugendlichen würden hochwertiges Programm erwarten. Außerdem wurde über die politischen Entscheidungsprozesse gesprochen, mit denen alle Anwesenden etwas unglücklich waren. Es sei schon absurd, wenn über ein Konzept für ein crossmediales Jugendangebot von den Ministerpräsidenten beim Kamingespräch entschieden würde, bemerkte Passek. Auch Grewenig kritisierte die Entscheidungswege im Allgemeinen, sah in der derzeitigen Situation allerdings einen geschickten politischen Schachzug der öffentlich-rechtlichen Sender: Sie wollten sich für den Fall des Scheiterns absichern. So seien alle schuld, die mit entschieden hätten.

http://www.medientreffpunkt-mitteldeutschland.de/jugend-ohne-sender

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Pressekontakt: Thomas Köhler, S-WOK Telefon während des MTM: 0341 – 35 00 86 55 Telefon: 0341 – 30 81 91 20 Mobil: 0176 – 62 33 60 52 Telefax: 0341 – 30 81 91 22 E-Mail: koehler@s-wok.de

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Games Education South West

CONFERENCE | BUSINESS SPECIALS | GAMES EDUCATION SOUTH WEST

Games Education South West

„Games Education South West“ focuses on education in the games industry both in Baden-Württemberg and Switzerland. This round table seeks to initiate an exchange between schools, R&D departments, industry players as well as administration and regional political institutions in Baden-Württemberg. Switzerland enhances this objective with insights into successful industry strategies, provided by Sylvain Gardel, Head of Impulse programs at Swiss Arts Council Pro Helvetia. The round table and its lively discussions are kicked off by Oliver Passek (Ministry for Science, Research and Arts Baden-Württemberg / ZDF Television Board).  The discussion is facilitated by Stephan Reichart, Chairman of the German Association of Game Developers G.A.M.E., the German Game Developers‘ Conference (Quo Vadis) and German Game Developers‘ Conference.
Participation is by invitation only.

Organizers: Professor Mario Doulis (Merz Akademie) and Professor Inga von Staden (Filmakademie Baden-Württemberg)